Workshop 13: Barrierefreies Internet als Managementaufgabe ¶
Wie können Unternehmen und Organisationen Barrierefreiheit nachhaltig als Leitgedanken etablieren?
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Unter dem Leitbild eines wertorientierten Managements haben Unternehmen, Berater und Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl moderner Managementsystemen und -instrumenten entwickelt. So unterschiedlich diese in der Praxis auch ausfallen, ein zentraler Gedanke ist ihnen gemein: alle Aktivitäten eines müssen ihren Beitrag zum Erfolg und Wert des Unternehmens nachweisen. Das gilt selbstverständlich auch für die Online-Aktivitäten, deren Management sich in den vergangenen Jahren als eigenständige Aufgabe etabliert hat. Ein Zeichen dieser Entwicklung ist unter anderem die Gründung des Web Excellence Forums, in dem sich im Jahr 2006 die führenden deutschen Unternehmen zusammengeschlossen haben, um einen Industriestandard zum Qualitätsmanagement von Unternehmens-Websites zu definieren.
Grundsätzlich stellen die auf diesen Standards aufbauenden Kennzahlensysteme und Benchmarkanalysen eine gute Grundlage dar, um auch den Gedanken der Barrierefreiheit in Unternehmen und Organisationen zu etablieren. Doch in der Praxis ist es weniger von den Prozessen als von einzelnen Personen, die sich des Themas annehmen, abhängig, ob die Internet-Aktivitäten barrierefrei gestaltet werden oder nicht. Das ist vor allem deshalb verwunderlich, weil Barrierefreiheit insbesondere in Großunternehmen handfeste Vorteile mit sich bringt. Diese reichen von internen Prozessverbesserungen bis hin zu einer verbesserten Außendarstellung, durch standardkonforme Programmierung und verbindliche Styleguides.
Genau beim Bild nach außen schließt sich der Kreis zur Wertorientierung des Managements. Denn laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind vor allem nichtfassliche Vermögenswerte wie beispielsweise Marken und Kundenbeziehungen entscheidende Werttreiber des 21. Jahrhundert. Warum also kann nicht auch der Leitgedanke der Barrierefreiheit ein solcher Werttreiber sein?
Folgende Fragen konnten im Rahmen des Workshops diskutiert werden:
- Welche Wettbewerbsvorteile ergeben sich aus der barrierefreien Umsetzung der Online-Aktivitäten?
- Wo liegen »win – win« Potentiale konkret und nicht »nur« moralisch?
- Welche Möglichkeiten gibt es, Barrierefreiheit in Unternehmen und Organisationen konsequent durchsetzen? Wie kann sich so ein Leitgedanke entwickeln?
- Warum blocken manche Managementverantwortlich das Thema ab?
- Kann ein Unternehmen, das strikt auf Barrierefreiheit setzt, zum Technologieführer werden?
- Ist ein konsequent barrierefreies Unternehmen ein attraktiverer Arbeitgeber, auch für Menschen ohne Behinderungen?
- Welche Philosophie vertreten ein Unternehmen und seine Mitarbeiter, deren integraler Bestandteil die Barrierefreiheit ist?
- Welchen Imagegewinn können Unternehmen und Organisationen aus konsequenter Barrierefreiheit ziehen?
- Was können Menschen mit Behinderung zur stärkeren Beachtung der Barrierefreiheit in Unternehmen beitragen?
Moderation:
- Hubertus Thomasius, Kooperation Behinderter im Internet e.V. (kobinet)
Experten & Ihre Thesen:
- Luzia Hafen, Senior Consultant, namics AG:
- Das Management ist nicht auf die Thematik Barrierefreiheit hin sensibilisiert und kennt Barrieren in der virtuellen Welt folglich gar nicht.
- Akzeptanz für Barrierefreiheit im Management ist nur durch den gesamtheitlichen Ansatz der Barrierefreiheit – nämlich Internet für ALLE – zu erreichen.
- Ohne überzeugte Stakeholder im Management ist Barrierefreiheit eine kurzfristige »Übung«, aber keine langfristige und erfolgreiche Massnahme.
- Patrick H. Lauke, Webmaster, University of Salford:
- Organisationen verkaufen Barrierefreiheit zu oft über »Nebenwirkungen« anstatt ein entsprechendes Selbstverständnis zu entwickeln.
- Barrierefreiheit ist vielerorts nur das Resultat von individuell engagierten Web-Autoren anstatt Ergebnis eines konsequenten Managements.
- In heterogenen Organisationen fällt es schwer, Barrierefreiheit konsequent und erfolgreich durchzusetzen.
- Gisbert Loff, SAP:
- Wenn das Management nicht »per se« für das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert ist, benötigt man einen Business Case, damit die im Management bekannten Instrumente greifen und damit das Thema überhaupt in Gang zu bringen.
- Vorhandene Berührungsänste des Managements können abgebaut werden, in dem »Barrierefreiheit als Projekt« aufgrund transparenter Rahmenbedingungen kalkulierbar ist – erst ein erfolgreiche abgeschlossenes Projekt bereitet den Raum für weitere Projekte und führt damit zu Nachhaltigkeit.
- Investitionssicherheit als Voraussetzung für Nachhaltigkeit – das Verständnis dafür, was Barrierefreiheit – auch im Detail – bedeutet, darf in Zeiten des Internets nicht an Landes- oder Kontinentgrenzen Halt machen.
Ergebnisse des Workshops 13 – Barrierefreies Internet als Managementaufgabe:
Status
Sensibilität im Management unzureichend
Vision
Ganzheitlicher Ansatz
Weg
Einheitliche Standards, Benachteiligte sollen Stimme erhalten
Gesamtprogramm:
Gesellschaft
- WS01: Netz-Bürger - Bürger-Netz
- WS02: Vernetzt und interaktiv
- WS09: Verordnete (Barriere-)Freiheit
- WS10: Fragmentierung, Vielfalt, Mash-up
- WS11: Durch assistive Technik zu aktiver Teilhabe
Wirtschaft
- WS03: Arbeit 2.0
- WS04: Überall Computer
- WS12: Auf Heller und Pfennig
- WS13: Barrierefreies Internet als Managementaufgabe
Programmierung & Technik
- WS05: Der Beitrag der Nutzer zur Barrierefreiheit
- WS06: Deine Stimme zählt
- WS07: Zugänglichkeit und Mobilität
- WS14: Web-Anwendungen - die Software im Browser
- WS15: Zukunft des Barrierefreien Internets
Webdesign
- WS08: Hübsch oder häßlich
- WS16: Verführt oder verloren