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Gut versteckte Metadaten

Hallo und herzlich willkommen zur elften Ausgabe des Podcasts von ›Einfach für Alle‹, der Aktion Mensch-Initiative für barrierefreies Webdesign. Heute gibt es den zweiten Teil unserer kleinen Serie zum Thema »Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut«. Nach dem erfolgreichen ersten Teil schauen wir uns diesmal ein Thema an, dass wegen seiner Ergiebigkeit ebenfalls für eine eigene Sendung reicht: Metadaten in HTML-Dokumenten.

Autor: tc

Am Mikrofon heute Manfred »majo« Heinze, Links zum Selberdrücken gibt's wie immer in der Mitschrift.

Fehler № 7: Gut versteckte Metadaten

Das erste, woran Techniker beim Stichwort Metadaten denken, sind meist die bekannten Meta-Tags. Diese findet man im (unsichtbaren) Kopfbereich von HTML-Dokumenten und sie sollen dort weitergehende Informationen zu Inhalten und Funktionen der jeweiligen Seite oder Anwendung transportieren.

Aber werfen wir erst mal einen Blick in die Richtlinien:

BITV 13.2: Es sind Metadaten bereitzustellen, um semantische Informationen zu Internetangeboten hinzuzufügen.

Im Glossar der BITV wird der Begriff Metadaten wie folgt definiert:

Metadaten
Informationen über die verwendeten Daten oder Inhalte.

Die Web Content Accessibility Guidelines 1.0 formulieren diesen Punkt so:

WCAG 13.2: Stellen Sie Metadaten bereit, um semantische Information zu Seiten und Sites hinzuzufügen. […]

Z. B.: Verwenden Sie RDF […], um den Autor, den Typ des Inhalts usw. anzuzeigen.

Anmerkung: Manche HTML-Benutzeragenten können Navigations-Tools aus den Beziehungen des Dokuments erstellen, die mit dem LINK-Element von HTML und den Attributen "rel" und "rev" beschrieben sind. (z. B. rel="next", rel="previous", rel="index" usw.).

Das ist bereits das Problem: befolgt man die Beispiele aus den WCAG wortgetreu, hat man hinterher unsichtbare Informationen, die kaum einem Besucher etwas nützen. Die gelisteten Beispiele haben keine definierte Schnittstelle zum Nutzer und die Handhabung dieser Metadaten ist von Browser zu Browser sehr unterschiedlich. Die Unterstützung geht von »gar nicht« bis »optional« - manche Browser zeigen die Informationen in einer optional einblendbaren Toolbar an, manche auch gar nicht.

Somit kann man sich als Anbieter nicht darauf verlassen, dass diese Informationen auch wahrgenommen werden. Denn selbst wenn sie angezeigt werden, dann meistens ausserhalbaußerhalb des so genannten Viewports und damit nicht in der Blickrichtung des Nutzers. Die Informationen müssen also zusätzlich zum <head> des Dokumentes nochmals im body, also im sichtbaren Teil von HTML hinterlegt werden. Nur – dann braucht man die unsichtbaren Metadaten auch nicht. Denn es steht nirgendwo, dass man diese Daten ausschließlich unsichtbar hinterlegen darf.

Die Richtlinien sind grundsätzlich gut, sie müssen nur richtig interpretiert werden. Die Techniken, die WCAG zur Verfügung stellen, sind weniger geeignet.

Irgendwie sind auch die »Dublin Core«-Metatags auf einer Menge Checklisten gelandet - anders lässt sich deren verstärkter Einsatz kaum erklären. Suchmaschinen, die diesen Typ Metadaten auswerten sind uns, zumindest ausserhalb des akademischen Sektors, bisher nicht begegnet. Tipp: weglassen.

Generell gibt es in HTML viele Dinge, die unsichtbare Daten bereitstellen und somit nur für Maschinen zugänglich sind oder für die seltenen User Agents, die diese auswerten und dem Nutzer anzeigen. Dazu gehören:

  • title-Attribute – diese braucht man eigentlich nur, wenn man keine braucht, oder wenn man damit vom eigentlichen Problem ablenken will. Unverständliche Linktexte sind hier das klassische Beispiel. Statt diese mit einem zusätzlichen title zu erklären sollte man besser den Linktext selbst verbessern.
  • title, wenn der Linktext bereits selbst ok ist. Eng verwandt mit dem ersten Beispiel, aber vollständig überflüssig.
  • summary und caption in Tabellen und ähnliche HTML-Elemente und Attribute, die Inhalte doppeln oder wegen unzuverlässiger Ausgabe eine Dopplung erzwingen.

Was sind vernünftige Metadaten?

Gute Metadaten sind in erster Linie für Menschen wahrnehmbar, Maschinen sollen die Metadaten ebenfalls auswerten können. Ein einfaches Beispiel zur Verdeutlichung: statt die Abfolge einer Artikelserie im <head> der Datei mit:

<link href="vor.html" rel="next" title="Nächste Seite">
bzw.
<link href="zurueck.html" rel="previous" title="Vorherige Seite">

zu definieren kann man dies genauso gut im body des Dokumentes machen:

<a href="vor.html" rel="next" >Nächste Seite</a>
bzw.
<a href="zurueck.html" rel="previous">Vorherige Seite</a>

erfüllt den gleichen Zweck und transportiert zudem noch die identischen Meta-Informationen über den Platz des Dokumentes in einer Struktur. Damit muss die Information nicht doppelt hinterlegt werden. Ähnliches gilt für fast alle Meta-Informationen im HTML-head: mit etwas Nachdenken kommt man sehr schnell auf Lösungen, um diese gleichwertig im wichtigsten Teil des Dokumentes darzustellen: dem Teil, den der Benutzer zu Gesicht bekommt.

Microformats

Auch die immer beliebter werdenden Microformats sind Metadaten. Sie haben den Vorteil, dass es eine ganze Reihe Implementierungen gibt, die auch tatsächlich etwas mit den Daten anfangen können. Die Wahrnehmung durch den Benutzer ist hier viel verlässlicher - es ist ein Satz an Konventionen in »normalem« HTML, das man per CSS in das gewünschte Aussehen bringen kann.

Das durch die starke Verbreitung von Weblogs immer bekannter werdende Konzept des Tagging ist ebenso eine Möglichkeit, einem Objekt beschreibende Metadaten mitzugeben.

So, das war die elfte Ausgabe unseres wöchentlichen Podcasts zum Thema barrierefreies Webdesign. Weitere Meldungen zum Thema der heutigen Sendung finden Sie im Weblog von ›Einfach für Alle‹ unter den Tags , , und ; die Links gibt's wie üblich in der Mitschrift.

Wenn es Ihnen gefallen hat hören wir uns nächste Woche wieder.