Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven Behinderungen
Wie muss die Umwelt gestaltet sein, damit Menschen mit kognitiver Behinderung selbstständig am öffentlichen Leben teilnehmen können? Wenn es um die Teilhabe am öffentlichen Leben ging, stand bislang die Verwendung der so genannten Leichten Sprache im Vordergrund. Die Leichte Sprache verzichtet zum Beispiel auf Fremdwörter und komplizierte Satzstrukturen. Erstmals sind nun in einem Forschungsprojekt Anforderungen einer barrierefreien Umweltgestaltung für Menschen mit kognitiver Behinderung außerhalb der Leichten Sprache untersucht worden.
Die praktischen Testsituationen bezogen sich zum einen auf die Bedeutung von Bildzeichen wie Piktogrammen und zum anderen auf die Bedienung von Automaten. Die Ergebnisse sind teilweise überraschend: Es zeigte sich zum Beispiel, dass das als weltweit nachvollziehbar eingeschätzte Piktogramm für Toilette für die betroffene Personengruppe kaum verständlich ist. Die schlichte Abkürzung »WC« wird dagegen von vielen richtig gedeutet, obwohl Menschen mit kognitiver Behinderung oftmals nur eine gering ausgeprägte Lesefähigkeit haben.
Der bereits mit animierten Abbildungen und Sprachausgabe ausgestattete Test-Automat konnte von einem Großteil der Probanden nicht gestartet werden, weil die Bedienweise nicht nachvollzogen werden konnte. Nach einem kurzen Hinweis des Testleiters konnten die folgenden Auswahlseiten dann aber korrekt ausgeführt werden.
Die Studie »Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven Einschränkungen: Kriterienkatalog« wurde im Auftrag des BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit von der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und dem Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe durchgeführt. Sie ist als 50-seitige Broschüre in Druckform über die drei beteiligten Verbände erhältlich und auch als PDF-Datei herunterladbar (vorbildlich barrierefreies PDF, 4,3 MB).