Übersetzung von »WCAG 2.0 verstehen«: Konformitätsbedingungen verstehen
Es gibt fünf Bedingungen, die erfüllt werden müssen, damit der Inhalt als ‚konform‘ zu den WCAG 2.0 klassifiziert wird. Dieser Abschnitt bietet kurze Anmerkungen zu diesen Bedingungen an. Dieser Abschnitt wird mit der Zeit erweitert, um neu aufkommende Fragen zu thematisieren oder um neue Beispiele der Art und Weise, wie man die unterschiedlichen Konformitätsbedingungen erfüllt, bereitzustellen.
Bedingung 1 verstehen
1. Konformitätsstufe: Eine der folgenden Stufen der Konformität ist vollständig erfüllt.
Stufe A: Für eine Konformität auf Stufe A (die minimale Konformitätsstufe) muss die Webseite alle Erfolgskriterien der Stufe erfüllen oder es wird eine konforme Alternativversion zur Verfügung gestellt.
Stufe AA: Für eine Konformität auf Stufe AA muss die Webseite alle Erfolgskriterien der Stufen A und AA erfüllen oder es wird eine Stufe AA-konforme Alternativversion zur Verfügung gestellt.
Stufe AAA: Für eine Konformität auf Stufe AAA muss die Webseite alle Erfolgskriterien der Stufen A, AA und AAA erfüllen oder es wird eine Stufe AAA-konforme Alternativversion zur Verfügung gestellt.
Anmerkung 1: Obwohl eine Konformität nur in den angegebenen Stufen erreicht werden kann, werden Autoren dazu ermutigt, (in ihrer Erklärung) jeglichen Fortschritt, den sie in Bezug auf die Erfüllung von Erfolgskriterien aller Stufen über die erreichte Stufe der Konformität hinaus gemacht haben, aufzuführen.
Anmerkung 2: Es wird nicht empfohlen, Konformität auf Stufe AAA als allgemeine Richtlinie für komplette Websites zu fordern, da es bei manchen Inhalten nicht möglich ist, alle Erfolgskriterien der Stufe AAA zu erfüllen.
Die erste Bedingung beschäftigt sich mit den Stufen der Konformität. Im Wesentlichen besagt sie, dass alle Informationen auf einer Seite konform sind oder dass es eine konforme Alternativversion gibt, die von der Seite aus verfügbar ist. Die Bedingung erklärt außerdem, dass eine Konformität nicht möglich ist, ohne mindestens alle Erfolgskriterien der Stufe A zu erfüllen.
Die Anmerkung hebt hervor, dass Autoren dazu ermutigt werden, über die Konformität auf einer bestimmten Stufe hinauszugehen und jeglichen Fortschritt in Richtung auf höhere Stufen der Konformität zu vervollständigen und, wenn sie dies wünschen, darüber zu berichten.
Siehe auch Konforme Alternativversionen verstehen, worin Techniken für die Bereitstellung konformer Alternativversionen enthalten sind.
Bedingung 2 verstehen
2. Ganze Seiten: Konformität (und Konformitätsstufen) gelten nur für (eine) ganze Webseite(n) und kann nicht erreicht werden, wenn ein Teil einer Webseite ausgeschlossen ist.
Anmerkung 1: Zum Zweck der Bestimmung der Konformität gelten Alternativen zu einem Teil der Inhalte einer Seite als Teil der Seite, wenn die Alternativen direkt von der Seite aus erreicht werden können, z.B. eine lange Beschreibung oder eine alternative Darstellung eines Videos.
Anmerkung 2: Autoren von Webseiten, die aufgrund von Inhalten, die außerhalb der Kontrolle des Autors liegen, nicht konform sein können, können eine Erklärung partieller Konformität in Betracht ziehen.
Diese Bestimmung verlangt einfach nur, dass die gesamte Seite konform ist. Aussagen über „der Teil einer Seite ist konform“ können nicht gemacht werden.
Manchmal können zusätzliche Informationen von einer anderen Seite zu Informationen auf einer Seite verfügbar sein. Das longdesc
-Attribut in HTML ist ein Beispiel. Mit longdesc
könnte eine lange Beschreibung einer Grafik auf einer separaten Seite sein, zu der der Benutzer von der Seite mit der Grafik aus springen kann. Damit wird deutlich, dass solche Inhalte als Teil der Webseite betrachtet werden, so dass Bedingung #2 für den verbundenen Satz an Webseiten, der als eine einzige Webseite betrachtet wird, erfüllt wird. Alternativen können ebenso auf der gleichen Seite bereitgestellt werden. Zum Beispiel die Erstellung eines Äquivalents zum Steuerelement einer Benutzerschnittstelle.
Anmerkung 1: Aufgrund von Konformitätsbedingung 5 kann unter Umständen eine ganze Seite konform sein, auch wenn Teile der Seite Inhaltstechniken benutzen, welche die Barrierefreiheit nicht unterstützen, so lange sie sich nicht störend auf den Rest der Seite auswirken und alle Informationen und Funktionen an anderen Stelle auf der Seite oder von der Seite aus verfügbar sind.
Anmerkung 2: Es ist möglich, nicht-konforme Inhalte aufzunehmen. Siehe Konformitätsbedingung 5 verstehen.
Bedingung 3 verstehen
3. Vollständiger Prozess: Wenn eine Webseite Teil einer Folge von Webseiten ist, die einen Prozess darstellen (z.B. eine Folge von Schritten, die abgeschlossen werden müssen, um eine Handlung auszuführen), dann müssen alle Webseiten in dem Prozess zu der bestimmten Stufe oder höher konform sein. (Konformität zu einer bestimmten Stufe ist nicht möglich, wenn irgendeine Seite in dem Vorgang nicht zu der Stufe oder zu einer höheren Stufe konform ist.)
Beispiel: Ein Online-Shop hat eine Reihe von Seiten, die benutzt werden, um Produkte auszuwählen und zu kaufen. Alle Seiten in der Abfolge vom Anfang bis zum Ende (Kasse) sind konform, damit alle Seiten, die Teil des Prozesses sind, konform sind.
Diese Bestimmung verhindert, dass eine Webseite, die Teil eines größeren Prozesses ist, als konform betrachtet wird wenn der gesamte Prozess dies nicht ist. Dies würde verhindern, dass eine Einkaufs-Site als konform klassifiziert wird, wenn die Kasse oder andere Eigenschaften der Site, die Teil des Einkaufs- und Bezahlvorgangs sind, nicht konform sind.
Bedingung 4 verstehen
4. Ausschließliche Benutzung von Techniken auf eine die Barrierefreiheit unterstützende Art: Nur bei der Benutzung von Techniken auf eine die Barrierefreiheit unterstützende Art kann man sich darauf verlassen, dass die Erfolgskriterien erfüllt werden. Jegliche Information oder Funktionalität, die auf eine nicht die Barrierefreiheit unterstützende Art zur Verfügung gestellt wird, ist auch auf eine die Barrierefreiheit unterstützende Art und Weise verfügbar. (Siehe Barrierefreiheit unterstützend verstehen.)
Diese Konformitätsbedingung wird unten unter Barrierefreiheit unterstützend verstehen erklärt.
Bedingung 5 verstehen
5. Nicht störend: Wenn Techniken auf nicht die Barrierefreiheit unterstützende Art benutzt werden oder wenn sie auf nicht -konforme Art benutzt werden, dann blockieren sie nicht die Fähigkeit des Benutzers, auf den Rest der Seite zuzugreifen. Darüber hinaus erfüllt die Webseite als Ganzes weiterhin die Konformitätsbedingungen unter jeder der folgenden Bedingungen:
wenn irgendeine Technik, auf die man sich nicht verlassen kann, in einem Benutzeragenten angeschaltet wird,
wenn irgendeine Technik, auf die man sich nicht verlassen kann, in einem Benutzeragenten ausgeschaltet wird und
wenn irgendeine Technik, auf die man sich nicht verlassen kann, nicht von dem Benutzeragenten unterstützt wird
Darüber hinaus gelten die folgenden Erfolgskriterien für sämtlichen Inhalt einer Seite einschließlich Inhalt, auf dessen Konformität man sich sonst nicht verlassen würde, da das Scheitern bei der Erfüllung dieser die Nutzung der Seite beeinträchtigen könnte:
1.4.2 - Audio-Steuerelement,
2.1.2 - Keine Tastaturfalle,
2.3.1 - Grenzwert von dreimaligem Blinken oder weniger und
2.2.2 - Pausieren, beenden, ausblenden.
Dies besagt im Wesentlichen, dass nicht die Barrierefreiheit unterstützende Techniken benutzt werden können, so lange alle Informationen auch verfügbar sind, indem die Barrierefreiheit unterstützende Techniken benutzt werden, welche und so lange sich das Material, das die Barrierefreiheit nicht unterstützt nicht störend auswirkt.
Nicht die Barrierefreiheit unterstützende Techniken können benutzt werden oder die Barrierefreiheit unterstützende Techniken können auf eine nicht-konforme Art und Weise benutzt werden, so lange alle Informationen durch die konforme Benutzung von die Barrierefreiheit unterstützende Techniken verfügbar sind und so lange sich das Material, das die Barrierefreiheit nicht unterstützt, nicht störend auswirkt.
Es gibt vier Bestimmungen, die sich besonders mit Problemen der Beeinträchtigung beim Gebrauch der Seite beschäftigen. Diese vier sind hier in einer Anmerkung beigefügt. Eine Anmerkung zu jeder dieser Bestimmungen weist darauf hin, dass diese Erfolgskriterien für den gesamten Inhalt einschließlich des Inhalts, der durch die Benutzung von Techniken, welche die Barrierefreiheit nicht unterstützen, erstellt wurde, erfüllt werden müssen.
Beispiel: Eine Webseite bindet eine neue interaktive, grafische Technik namens „ZAP“ ein. Obwohl ZAP die Barrierefreiheit unterstützt werden die Informationen, die in ZAP präsentiert werden, auch in HTML auf der Seite präsentiert, so dass man man sich nicht auf ZAP verlässt. Also würde diese Seite Konformitätsbedingung #1 bestehen. Wenn der Benutzer allerdings versucht, per Tab-Taste durch den ZAP-Inhalt zu gehen, dann fällt der Fokus in das ZAP-Objekt und bleibt dort stecken. Wenn er einmal dort drin ist, kann der Benutzer nichts tun, um den Fokus wieder dort herauszubekommen. Also können Tastaturbenutzer die untere Hälfte der Seite nicht benutzen. Der ZAP-Inhalt blitzt außerdem ständig hell in unterschiedlichen Frequenzen und hört damit nicht auf. Also werden Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit abgelenkt und diejenigen mit photosensitiven Anfallsleiden können möglicherweise Anfälle haben. Konformitätsbedingung #5 verhindert, dass Situationen wie diese auf einer konformen Seite möglich sind.
N.B.: Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesen Text um die Übersetzung des englischen Originals bei www.w3.org/TR/UNDERSTANDING-WCAG20/ handelt. Wenn sie Fehler bei der Lektüre finden oder Verbesserungsvorschläge haben, können Sie diese gerne in den Kommentaren hinterlassen.