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Aktuelles zum Thema Barrierefreies Webdesign.

2.3.1 Grenzwert von dreimaligem Blitzen oder weniger: Webseiten enthalten nichts, was öfter als dreimal in einem beliebigen, eine Sekunde dauernden Zeitraum blitzt, oder der Blitz ist unterhalb der allgemeinen Grenzwerte zu Blitzen und roten Blitzen. (Stufe A)

Anmerkung: Jeglicher Inhalt, der dieses Erfolgskriterium nicht erfüllt, kann die Möglichkeit eines Benutzers beeinträchtigen, die ganze Seite zu nutzen. Daher muss jeglicher Inhalt auf einer Webseite (egal ob er dazu benutzt wird, andere Erfolgskriterien zu erfüllen oder nicht) dieses Erfolgskriterium erfüllen. Lesen Sie Konformitätsbedingung 5: Nicht störend.

Absicht dieses Erfolgskriteriums

Die Absicht dieses Erfolgskriteriums ist es, Benutzern zu erlauben, auf den kompletten Inhalt einer Site zuzugreifen, ohne dass Anfälle aufgrund von Photosensibilität verursacht werden.

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Bei Individuen, die ein photosensitives Anfallsleiden haben, können Anfälle durch Inhalte, die mit einer bestimmten Frequenz für länger als ein paar Blitze lang blitzen, ausgelöst werden. Menschen reagieren bei rotem Blitzen sogar empfindlicher als bei andere Farben, so dass für gesättigtes rotes Blitzen ein besonderer Test bereitgestellt wird. Diese Richtlinien basieren auf Richtlinien für die Funk- und Fernsehbranche, die für Computerbildschirme, wo Inhalte aus näherer Entfernung (unter Nutzung eines größeren Betrachtungswinkels) angesehen werden, adaptiert worden sind.

Blitzen kann vom Bildschirm, vom Computer, der das Bild rendert, oder vom gerenderten Inhalt verursacht werden. Der Autor hat über die ersten zwei keine Kontrolle. Sie können durch das Design und die Geschwindigkeit des Bildschirms und Computers adressiert werden. Die Absicht dieses Kriteriums ist es sicherzustellen, dass Flackern, das die Blitz-Grenzwerte verletzt, nicht durch den Inhalt selbst verursacht wird. Zum Beispiel könnte der Inhalt einen Videoclip oder ein animiertes Bild einer Reihe von Stroboskop-Blitzen oder Nahaufnahmen von Schnellfeuer-Explosionen enthalten.

Dieses Erfolgskriterium ersetzt ein sehr viel restriktiveres Kriterium aus den WCAG 1.0, das keinerlei Blitzen (auch nicht das eines einzelnen Pixels) innerhalb eines breiten Frequenzbereiches (3 bis 50 Hz) erlaubte. Dieses Erfolgskriterium basiert auf bestehenden Spezifikationen, die in Großbritannien und anderen Ländern für Fernsehübertragungen benutzt werden und für die Ansicht auf Computerbildschirmen adaptiert wurden. Der 1024 x 768 Bildschirm wird als Referenz-Bildschirmauflösung für die Evaluation benutzt. Der Block 341 x 256 Pixel repräsentiert ein 10-Grad-Ansichtsfenster bei typischem Betrachtungsabstand. (Das 10-Grad-Feld stammt aus den Originalspezifikationen und repräsentiert den zentralen Sehbereich des Auges, in dem die meisten Menschen am anfälligsten für Lichtreize sind.)

Der kombinierte Bereich von Blitzen, die gleichzeitig und angrenzend auftreten, bedeutet den gesamten Bereich, der tatsächlich zur gleichen Zeit blitzt. Er wird berechnet, indem man die angrenzenden Bereiche, die zeitgleich innerhalb eines 10-Grad betragenden Betrachtungswinkel blitzen, addiert.

Anmerkung: Die Begriffe „blinkend“ und „blitzend“ können sich manchmal auf den gleichen Inhalt beziehen.

  • „Blinkend“ bezieht sich auf Inhalt, der zu einem Ablenkungs-Problem führt. Blinken kann für eine kurze Zeit zugelassen werden, so lange es aufhört (oder gestoppt werden kann)

  • „Blitzend“ bezieht sich auf Inhalt, der einen Anfall auslösen kann (wenn es mehr als 3 Blitze pro Sekunde sind und groß und hell genug ist). Dies kann nicht einmal für eine Sekunde erlaubt werden oder es könnte zu einem Anfall führen. Und das Abschalten des Blitzens ist auch keine Option, denn der Anfall könnte schneller auftreten als die meisten Benutzer es abschalten könnten.

  • Blinken tritt normalerweise nicht mit Geschwindigkeiten von 3 pro Sekunde oder mehr auf, aber es kann. Wenn das Blinken schneller als 3 pro Sekunde ist, dann würde man es als Blitz ansehen.

Konkreter Nutzen von Erfolgskriterium 2.3.1
  • Individuen, die Anfälle bekommen, wenn sie blitzendes Material ansehen, werden in der Lage sein, sämtliches Material auf einer Site anzusehen, ohne dass sie einen Anfall haben und ohne dass sie auf die komplette Erfahrung des Inhalts verzichten müssen, indem sie auf Textalternativen beschränkt sind. Dies beinhaltet Menschen mit sowohl photosensitiver Epilepsie als auch andern photosensitiven Anfallsleiden.

Beispiele für Erfolgskriterium 2.3.1

  • Eine Website enthält Video mit dem Mündungsfeuer von Maschinengewehrfeuer, beschränkt aber die Größe des blitzenden Bildes auf einen kleinen Bereich des Bildschirms, dessen Größe geringer ist als der Grenzwerte für Blitze.

  • Ein Film mit einer Szene, die sehr helle Blitze enthält, wird bearbeitet, so dass die Blitze nur dreimal in jedem beliebigen, eine Sekunde dauernden Zeitraum blitzen.

Techniken und Fehler für Erfolgskriterium 2.3.1 - Grenzwert von dreimaligem Blinken oder weniger

Jeder nummerierte Punkt in diesem Abschnitt repräsentiert eine Technik oder eine Kombination von Techniken, welche die WCAG-Arbeitsgruppe für ausreichend zur Erfüllung dieses Erfolgskriterium hält. Die aufgelisteten Techniken erfüllen das Erfolgskriterium nur dann, wenn alle WCAG 2.0 Konformitätsbedingungen erfüllt wurden.

Zusätzliche Techniken (empfohlen) für 2.3.1

Obwohl sie für die Konformität nicht erforderlich sind, so sollten die folgenden zusätzlichen Techniken dennoch in Betracht gezogen werden, um den Inhalt barrierefreier zu machen. Nicht alle Techniken können in allen Situationen benutzt werden oder wären in allen Situationen effektiv.

  • Reduzierung des Kontrastes für jegliche blitzende Inhalte (zukünftiger Link)

  • Vermeidung von vollkommen gesättigten Rot-Tönen bei jeglichen blitzenden Inhalten (zukünftiger Link)

  • Reduzierung der Anzahl an Blitzen, auch wenn diese nicht die Grenzwerte verletzen (zukünftiger Link)

  • Bereitstellung eines Mechanismus, um jegliches Blitzen von Inhalten vor dem Beginn des Blitzens zu unterdrücken (zukünftiger Link)

  • Verlangsamung von live-Material, um schnelle Blitze zu vermeiden (wie in Blitzlampen) (zukünftiger Link)

  • Vorübergehendes Einfrieren eines Bildes, wenn mehr als drei Blitze innerhalb eines Zeitraums von 1 Sekunde entdeckt werden (zukünftiger Link)

  • Absenken des Kontrastverhältnisses, wenn drei Blitze innerhalb eines Zeitraums von 1 Sekunde entdeckt werden (zukünftiger Link)

  • Es ermöglichen, dass Benutzer einen individuellen Grenzwert für die Blitzfrequenz festlegen können (zukünftiger Link)

Verbreitete Fehler bei Erfolgskriterium 2.3.1

Im Folgenden finden Sie verbreitete Fehler, die von der WCAG-Arbeitsgruppe als Scheitern an Erfolgskriterium 2.3.1 betrachtet werden.

(Derzeit keine Fehler dokumentiert)

Schlüsselbegriffe

Webseite

Eine nicht-eingebettete Ressource abgerufen von einem einzelnen URI unter der Benutzung von HTTP plus jeder anderen Ressource, die beim Rendern benutzt wird oder die dazu bestimmt ist, mit der Ursprungs-Ressource zusammen durch einen Benutzeragenten gerendert zu werden.

Anmerkung 1: Obwohl jede „andere Ressource“ zusammen mit der ursprünglichen Ressource gerendert würde, würden sie nicht zwangsläufig zeitgleich miteinander gerendert werden.

Anmerkung 2: Zum Zweck der Konformität mit diesen Richtlinien muss eine Ressource „nicht eingebettet“ innerhalb des Geltungsbereichs der Konformität sein, um als Webseite zu gelten.

Beispiel 1: Eine Web-Ressource, die alle eingebetteten Bilder und Medien beinhaltet.

Beispiel 2: Eine Web-Mail-Anwendung, die unter der Benutzung von Asynchronem JavaScript und XML (AJAX) entwickelt wurde. Das Programm liegt komplett unter http://example.com/mail, beinhaltet aber einen Posteingang, einen Kontaktbereich und einen Kalender. Es werden Links oder Schaltflächen bereitgestellt, die dazu führen, dass der Posteingang, die Kontakte oder der Kalender angezeigt werden, die aber nicht den URI der Seite als Ganzes verändern.

Beispiel 3: Eine anpassbare Portalseite, auf der Benutzer den anzuzeigenden Inhalt aus einer Gruppe verschiedener Inhaltsmodule auswählen können.

Beispiel 4: Wenn Sie in Ihrem Browser „http://shopping.example.com/“ eingeben, dann kommen Sie zu einer film-ähnlichen, interaktiven Einkaufsumgebung, in der Sie visuell in einem Geschäft herumgehen und Produkte aus den Regalen um Sie herum nehmen und in einen visuellen Einkaufswagen vor Ihnen legen können. Das Klicken auf ein Produkt führt dazu, dass es zusammen mit einem Datenblatt vorgestellt wird, das daneben schwebt. Dies kann eine einseitige Website sein oder einfach nur eine Seite innerhalb einer Website.

Blitz (flash)

Ein Paar von entgegengesetzten Änderungen in relativer Luminanz. Wenn die Änderungen groß genug sind und in der richtigen Frequenz auftreten, können sie bei manchen Menschen Anfälle hervorrufen.

Anmerkung 1: Siehe Allgemeine Grenzwerte zu Blitzen und roten Blitzen (general flash and red flash thresholds) für Informationen über Arten von Blitzen, die nicht erlaubt sind.

Anmerkung 2: Siehe auch Blinkend (blinking).

Allgemeine Grenzwerte zu Blitzen und roten Blitzen (general flash and red flash thresholds)

Ein Blitz oder eine schnell wechselnde Sequenz von Bildern ist unterhalb des Grenzwertes (d.h. Inhalt besteht die Prüfung), wenn eines der Folgenden zutrifft:

  1. Es gibt nicht mehr als drei allgemeine Blitze und / oder nicht mehr als drei rote Blitze innerhalb von beliebigen Ein-Sekunden-Zeiträumen; oder

  2. Der zusammengenommene Bereich von gleichzeitig auftretenden Blitzen belegt nicht mehr als eine Summe von .006 Steradianten innerhalb jedes beliebigen 10 Grad visuellen Feldes auf dem Bildschirm (25 % jedes beliebigen 10-Grad visuellen Feldes auf dem Bildschirm) bei einer typischen Betrachtungsentfernung.

Wobei:

  • Ein allgemeiner Blitz als ein Paar von entgegengesetzten Änderungen in relativer Luminanz von 10 % oder mehr der maximalen relativen Luminanz definiert wird, wobei die relative Luminanz des dunkleren Bildes unter 0.80 liegt; und wo „ein Paar von entgegengesetzten Änderungen“ eine Zunahme gefolgt von einer Abnahme ist oder eine Abnahme gefolgt von einer Zunahme. Und

  • Ein roter Blitz als jedes Paar von entgegengesetzten Übergängen, bei denen ein gesättigtes Rot beteiligt ist, definiert wird.

Ausnahme: Blitzen, das ein feines, ausgeglichenes Muster wie weißes Rauschen oder ein wechselndes Schachbrettmuster mit „Quadraten“ ist, die auf einer Seite kleiner sind als 0.1 Grad (des visuellen Feldes bei typischem Betrachtungsabstand), verstößt nicht gegen die Grenzwerte.

Anmerkung 1: Die Benutzung eines 341 x 256 Pixel großen Rechtecks irgendwo in dem gezeigten Bildschirmbereich, wenn der Inhalt bei 1024 x 768 Pixeln betrachtet wird, gibt bei allgemeiner Software oder Webinhalten eine gute Einschätzung eines 10 Grad visuellen Feldes für Standard-Bildschirmgrößen und Betrachtungsentfernungen (z.B. 15-17 Zoll Bildschirm bei 56 - 66 cm). (Bildschirme mit höheren Auflösungen, auf denen das gleiche Rendering des Inhalts gezeigt wird, ergeben kleinere und sicherere Bilder, daher werden die geringeren Auflösungen benutzt, um die Grenzwerte zu definieren.)

Anmerkung 2: Ein Übergang ist der Wechsel in relativer Luminanz (oder relativer Luminanz/Farbe für rotes Blitzen) zwischen nebeneinander liegenden Spitzen und Senken in einem Graph von relativer Luminanzmessung (oder relativer Luminanz/Farbe bei rotem Blitzen) in Bezug auf die Zeit. Ein Blitz besteht aus zwei entgegengesetzten Änderungen.

Anmerkung 3: Die derzeitige Arbeitsdefinition in diesem Fachbereich für ein "Paar von entgegengesetzten Übergängen, die ein gesättigtes Rot beinhalten" lautet: Wenn für jeden oder beide Zustände, die in jedem Übergang involviert sind, R/(R+ G + B) >= 0.8 und der Wechsel des Wertes von (R-G-B)x320 > 20 (negative Werte von (R-G-B)x320 werden auf Null gesetzt) für beide Übergänge ist. R, G, B Werte reichen von 0-1 wie in der „relativen Luminanz“-Definition festgelegt. [HARDING-BINNIE]

Anmerkung 4: Es gibt Werkzeuge, welche die Analyse durch die Erfassung des Video-Bildschirms ausführen. Es ist allerdings kein Werkzeug nötig, um diese Bedingung zu evaluieren, wenn das Blitzen weniger oder gleich 3 Blitze pro Sekunde ist. Der Inhalt besteht automatisch die Prüfung (siehe #1 und #2 oben).


N.B.: Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesen Text um die Übersetzung des englischen Originals bei www.w3.org/TR/UNDERSTANDING-WCAG20/ handelt. Wenn sie Fehler bei der Lektüre finden oder Verbesserungsvorschläge haben, können Sie diese gerne in den Kommentaren hinterlassen.