Wochenendbeilage
Webstandards und der Wissensstand der Webentwickler war mal wieder eines der beherrschenden Themen der vergangenen Wochen in Klein-Bloggerdorf. Eigentlich sollte man ja meinen, dass professionelle Webentwickler mittlerweile ihr Handwerk beherrschen müssten. Und auch wenn in den Berufsschulen, FHen und Unis immer noch der Stand aus dem vergangenen Jahrhundert gelehrt wird, so gibt es doch genügend gute Ressourcen zum nachlesen oder zuschauen, wie der aktuelle Stand der Webentwicklung wirklich ist.
Dass dem nicht so ist konnten wir aktuell wieder im Prüfverfahren zur BIENE 2006 feststellen: eine ganze Reihe von Einreichungen sind auch in diesem Jahr wieder bereits im Vortest gescheitert, weil wirklich grundlegende Mängel festzustellen waren. Oder andersrum betrachtet: da hat jemand sein Handwerk und seine Werkzeuge nicht verstanden. Einen schönen Vergleich bringt Eric Meyer in seinem Artikel für Vitamin: »Stand Up For Your Rights!«. In ein paar einleuchtenden Beispielen aus dem richtigen Leben zeigt Meyer, dass in allen anderen Berufsfeldern professionelle Standards herrschen – warum also nicht in unserem?
Ganz schlimm wird es dann in Spezialfeldern wie der Web Accessibility, wo sehr viel gefährliches Halbwissen herrscht, wie Eva Papst in einem Interview mit den kobinet-Nachrichten meint.
Ob dieser Zustand aber durch eine wie auch immer geartete Zertifizierung des Berufsstands der Webprogrammierer und -gestalter behoben werden kann scheint mehr als fraglich, meinen auch Mark Boulton: »Professional body for the web design industry?« und wieder Eric Meyer: »Being Professionals«. Ähnliche Überlegungen gibt es auch bei den Webkrauts in der Übersetzung eines Artikels von Roger Johansson zum Thema »Weshalb Webstandards immer noch wichtig sind« – was hilft sind Aufklärung, Lobbyarbeit und leuchtende Beispiele.
Eher pro Regulierung sind hingegen Richard Rutter: »Professional body for web designers«, D. Keith Robinson: »A Web Professionals Network?« und Jeff Croft: »What does it mean to be a ›professional‹ web designer?«. Einige interessante und durchaus bedenkenswerte Vorschläge macht auch Peter Paul Koch: »Professionalism and a certification body«
Und wenn das alles nichts hilft: einer Statistik zufolge scheinen Frikadellenbrater auf dem Arbeitsmarkt gefragter zu sein als Webstandards-Experten.