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Aktuelles zum Thema Barrierefreies Webdesign.

So, mit dem Lesen der aktuellen WCAG 2-Version (wir berichteten) sind wir jetzt zur Hälfte durch. Wohlgemerkt: mit dem reinen Lesen, beim Verstehen liegen wir noch ein paar Runden zurück. Dabei sind uns Dinge aufgefallen, die wir hier zur Diskussion stellen möchten:

Die Vorgängerversion (und somit auch die BITV in 13.6) fordert, dass inhaltlich verwandte oder zusammenhängende Hyperlinks zu gruppieren sind. Die Gruppen sind eindeutig zu benennen und müssen einen Mechanismus enthalten, der das Umgehen der Gruppe ermöglicht. Nach allgemein akzeptierter Lesart sind mit »Gruppen« wesentliche Bereiche einer Webseite gemeint, zu denen man lokale Sprunglinks anbieten sollte, also zum Beispiel zur Navigation oder zum Inhalt der Seite. Die sollten dann auch schon reichen, wenn man viel mehr dieser Skip Links braucht, hat man als Anbieter wahrscheinlich ein generelles Problem mit dem Aufbau der Seiten.

Nun geht der Entwurf der WCAG 2 weit über das hinaus, was Stand der Technik und Konsens unter den meisten Experten und Nutzern ist. Die Richtlinie in den WCAG 2 selbst liest sich noch ganz vernünftig: Blocks of content that are repeated on multiple perceivable units are implemented so that they can be bypassed.

Diese Richtlinie lässt sich so interpretieren, dass man eine Liste von 5 Links, zum Beispiel eine sich auf mehreren Seiten in der gleichen Form wiederholende Navigation mit Skip Links ausstatten soll. (Zwischenfrage: was ist aber mit einer Liste von 200 Links, die nicht auf anderen Seiten wiederholt wird? Muss der Nutzer sich diese komplett anhören?)

Problematisch wird es dann aber im nachgeordneten Techniques-Dokument, in dem Methoden zur Umsetzung beschrieben werden: The first interactive item in the Web unit is a link to the beginning of the main content.

Sollte die Formulierung The first interactive item (Betonung hinzugefügt) tatsächlich so in den endgültigen Techniken stehen, so würde dies bedeuten, dass Skip Links immer vor Elementen stehen müsste, die bisher üblicherweise diesen Platz belegten. Bei den meisten Webangeboten wären das üblicherweise Dinge wie der Kopfbereich mit Logo und zusätzlichen Informationen zur Orientierung.

Mal abgesehen davon, dass eine solche Konstruktion ausgesprochen unpraktisch wäre, da der Benutzer des Skip Links unter Umständen gar nicht erfährt, wo er überhaupt ist, worum es in der Seite geht usw., da diese Informationen ja dann nur noch nach dem Skip Link kommen können (wir erinnern uns: der steht immer an erster Stelle) – und somit übersprungen werden.

Daher unsere Frage in die Runde: dass Skip Links eine gute Idee sind, solange nicht alle Browser die strukturierte Navigation beherrschen, wie sie von den User Agent Accessibility Guidelines gefordert wird, steht ausser Frage. Nur – wo genau sollten diese Links stehen? Unmittelbar am Anfang? Oder ist es unter Umständen doch hilfreich, wenn diese erst nach einer (kurzen) Identifizierung der jeweiligen Seiten kommen? Meinungen dazu bitte in den Kommentaren abgeben.