Einfach für Alle – Digitale Barrierefreiheit für mobile Arbeits- und Lebenswelten
Für Menschen mit Behinderung wird es besonders wichtig, auch am mobilen Web in vollem Umfang teilhaben zu können, denn dieses bietet ihnen an vielen Stellen persönlichen Zusatznutzen und Mehrwert für ein selbstbestimmtes Leben. Die Aktion Mensch sieht daher einen großen Bedarf, den Blick auf die mobile Nutzung des Internets durch Menschen mit Beeinträchtigungen zu lenken und die Zugänglichkeit mobiler Anwendungen zu verbessern.
Autor: uml
Einfach für Alle wird sich daher zukünftig mit einem besonderen Schwerpunkt der Barrierefreiheit im mobilen Internet widmen. Ob sich daraus wieder ein Wettbewerb wie bei der BIENE entwickeln wird, ist noch offen. Unser Ziel ist dabei sowohl, die breite Öffentlichkeit für das Thema der mobilen Barrierefreiheit zu sensibilisieren, als auch konkrete Hilfestellungen zu geben und technisches Know-how zu vermitteln.
Die Initiative Einfach für Alle der Aktion Mensch widmet sich dem Thema »digitale Barrierefreiheit« im stationären Web bereits seit Jahren und hat Lösungen aufgezeigt, wie beispielsweise durch die konsequente Berücksichtigung der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und der deutschen Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) Websites möglich werden, die sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung besser nutzen können – und das mit geringerem Entwicklungsaufwand. Sie hat dazu von 2003 bis 2010 gemeinsam mit der Stiftung Digitale Chancen mit der BIENE (»Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten«) den wichtigsten deutschen Wettbewerb für barrierefreie Angebote im Internet ausgerichtet, der mit großem Erfolg zahlreiche Best Practice-Beispiele ausgezeichnet hat.
Der erste Baustein dieses neuen Schwerpunkts ist die Teilnahme der Aktion Mensch mit Einfach für Alle auf der re:publica 13 in Berlin vom 6. bis 8. Mai 2013. In einer Keynote gibt der Webentwickler Tomas Caspers einen Rück- und Ausblick auf die Vorreiterrolle, die die Entwickler barrierefreier Technologien oftmals eingenommen haben. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wird das Thema vertieft und mit Beispielen aus Praxis und Entwicklung veranschaulicht.
Für alle Besucher der re:publica 13 bietet Einfach für Alle am Stand der Aktion Mensch außerdem ein »Open Device Lab« an. Dort können die Besucher die Darstellung von Webseiten und Apps auf einer Vielzahl unterschiedlicher mobiler Endgeräte testen und ausprobieren, wie barrierefrei diese sind. Auch lässt sich praktisch nachvollziehen, wie Menschen mit z.B. einer Sehbehinderung assistive Technologien auf mobilen Geräten nutzen.
Warum dieser neue Schwerpunkt? Die Nutzung des Internets verlagert sich: weg vom stationären PC hin zu mobilen Endgeräten, und diese Entwicklung wird weiter zunehmen. Mobile Endgeräte werden längst nicht mehr nur von jungen »Early Adoptern« zum Zugriff auf das Internet genutzt, sondern von Menschen aller Altersklassen – und auch von Menschen mit Behinderung. Das gilt ebenso für das klassische Surfen auf Webseiten wie auch für eine Vielzahl neuer Services und Dienstleistungen, die beispielsweise als Apps speziell für den mobilen Gebrauch entwickelt werden und so gut wie alle Internet-Zugang voraussetzen.
Doch diese Verschiebung hin zu mobilen Nutzungsszenarien stellt die Entwickler von Internet-Anwendungen vor Herausforderungen: Konnten sie sich früher auf die Position zurückziehen, dass ihre Nutzer mit einer überschaubaren Anzahl von Bildschirmauflösungen und in der Mehrzahl vermutlich mit einem der beiden großen Browser (Microsoft IE oder Mozilla Firefox) auf ihre Angebote zugreifen würden, so sehen sich Entwickler im mobilen Web geradezu mit einem ganzen Zoo von Endgeräten konfrontiert – vom Einsteiger-Smartphone mit kleinem Display und geringer Auflösung über High-End-Smartphones mit HD-Auflösung über Phablets bis zu Tablets unterschiedlichster Größe. Daher können Entwickler auf der Nutzungsseite auf immer weniger Gemeinsamkeiten bauen, die möglichst viele Endgeräte unterstützen. Wer in dieser Situation auf eine Entwicklung für spezifische Geräte, Auflösungen oder Webbrowser setzt, hat schon verloren und wird der rasanten technischen Weiterentwicklung stets hinterher rennen.
Die gute Nachricht: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Der grundlegende Ansatz einer barrierefreien Entwicklung von Webseiten und Webanwendungen hat auch im mobilen Internet nach wie vor Gültigkeit und hilft bei der Lösung der beschriebenen Probleme. Wer Struktur, Inhalte und Design seines Angebots nach den Standards barrierefreier Entwicklung ausrichtet und die Nutzung der in die Geräte häufig schon eingebauten assistiven Technologien berücksichtigt (z.B. Screenreader, die die Inhalte sehbehinderter Nutzern vorlesen), kann auch im mobilen Web geräte- und plattformübergreifende Angebote entwickeln, die allen Benutzern zugute kommen.