BITV Reloaded – Anforderung 9

Bedingung 9.1: Verzicht auf serverseitige Imagemaps (Prio. 1)

Es sind clientseitige Imagemaps bereitzustellen, es sei denn, die Regionen können mit den verfügbaren geometrischen Formen nicht definiert werden.«

  • BIENE
  • WCAG 1
  • WCAG 2

Was heißt das?

Kontrovers

Wie bei den bereits zuvor in Bedingung 1.2 und Bedingung 1.5 genannten clientseitigen Imagemaps geht es um die Verarbeitung einer Interaktion mit pixelgenauen Koordinaten bei IMG-Elementen, aber auch bei anderen, z. B. per OBJECT eingebetteten Formaten wie Java oder Flash.

Der entscheidende Unterschied zwischen diesen unterschiedlichen Techniken liegt aus Nutzersicht in der Bedienbarkeit per Tastatur und der Vorhersagbarkeit des Ergebnisses einer Interaktion. Die Informationen über die Links und deren Ziel liegen bei einer clientseitigen Imagemap bereits lokal im Browser des Nutzers vor (AREA); bei einer serverseitigen Imagemap muss hierzu erst die Interaktion (d.h. ein Klick auf bestimmte Koordinaten) durch den Server ausgewertet werden, dieser schickt dann das Ergebnis (z.B. eine neue Seite oder eine geänderte Imagemap) an den Browser zurück.

Im Gegensatz zu den serverseitigen Varianten bieten clientseitige Imagemaps aus Sicht der Barrierefreiheit den Vorteil, per Tastatur bedienbar zu sein, da die aktivierbaren Regionen einer Grafik oder eines Bildes echte, im HTML-Dokument enthaltene Hyperlinks sind.

Bei einer serverseitigen Imagemap sind hingegen prinzipiell alle Pixel der jeweiligen Grafikdatei klickbar, ob diese tatsächlich mit einer Funktion belegt sind oder ob sich hinter einem Teil der Imagemap gar keine weiterführenden Links oder Funktionen befinden kann nur der Server entscheiden. Clientseitige Imagemaps sind also zu bevorzugen.

Aaaaber…

Nicht alle möglichen klickbaren Regionen einer Imagemap lassen sich mit clientseitigen Techniken abbilden, daher die Einschränkung »es sei denn die Regionen können mit den verfügbaren geometrischen Formen nicht definiert werden«. Dabei geht es nicht um die technische Machbarkeit der Definition geometrischer Formen. Bei der Erstellung einer Imagemap lassen sich strenggenommen alle denkbaren Regionen mit den zur Verfügung stehenden Attributen Rechteck, Kreis und Polygon definieren.

Die Bedingung zielt vielmehr auf den Einsatzzweck der Imagemap ab: in Stadtplänen oder Landkarten (wie Yahoo! Maps oder Google Maps) werden generell Imagemaps mit serverseitiger Logik verwendet, da sich die Informations- und Funktionsdichte einer solchen Karte unmöglich in Form einer clientseitigen Imagemap abbilden lässt. In diesem Fall ist die Einschränkung »es sei denn … « durchaus zutreffend und entsprechend anwendbar.

Wie können Sie das testen?

Statische serverseitige Imagemaps lassen sich, sofern es sich um ein HTML-basiertes Objekt handelt, recht gut von clientseitigen Imagemaps unterscheiden. Bei letzteren sind die Koordinaten in der jeweiligen HTML-Seite hinterlegt, intern wird über das usemap-Attribut auf diese Koordinaten verweisen. Bei serverseitigen Imagemaps fehlen die Koordinaten, stattdessen wird das ismap-Attribut gesetzt und auf eine Map-Datei auf dem Server verwiesen.

Werkzeuge wie die Web Developer Toolbar und ähnliche helfen hier nur begrenzt, da die Auswertung und Übergabe der Koordinaten ebenso per Skript geschehen kann. Ohne die genaue Analyse des Quelltextes lässt sich nicht abgrenzen, ob es sich um eine clientseitige oder um eine serverseitige Imagemap handelt, oder ob sogar eine Mischform vorliegt.