BITV Reloaded – Anforderung 3

Bedingung 3.1: Verzicht auf Schriftgrafiken (Prio. 1)

»Soweit eine angemessene Markup-Sprache existiert, ist diese anstelle von Bildern zu verwenden, um Informationen darzustellen.«

  • BIENE
  • WCAG 1
  • WCAG 2

Was heißt das?

Viele Texte verstecken sich in Schriftgrafiken: 9px großer Text in Navigationen, grafische Überschriften und sogar Fließtexte, aber auch Kleingedrucktes und die sogenannten CAPTCHAs. Für viele dieser Inhalte bieten CSS & HTML einen adäquaten Ersatz, wenn Webdesigner sie bestimmungsgemäß und bis zur Grenze des Machbaren einsetzen.

Die Umsetzung von Texten als echte Texte und nicht als Raster-oder Vektorgrafiken führt dazu, dass diese maschinell zu verarbeiten sind und für die Hilfsmittel von Menschen mit Behinderung direkt zugänglich sind, ohne dass man auf Alternativen zurückgreifen muss. Diese Texte lassen sich an individuelle Einstellungen von Farben (s. Bedingung 2.1) oder Schriftgrößen (s. Bedingung 3.4) anpassen, was mit Text in Rastergrafiken (.gif, .png oder .jpg) nicht ohne weiteres möglich ist.

Es gibt mittlerweile viele Markup-Sprachen: mit SVG, MathML oder CML lassen sich unterschiedlichste Einsatzgebiete abdecken. Nur: ab wann ist ihre Nutzng angemessen? Wenn sie von ein oder zwei exotischen User Agents unterstützt werden? In Bereichen, die sich an ein Fachpublikum wenden, kann man sicher erwarten, dass diese über eine entsprechend spezialisierte Software verfügen. Zumindest sollte eine hohe Bereitschaft vorausgesetzt werden können, diese zu installieren. Was ist aber, wenn es wie im Fall von SVG wesentlich universeller einsetzbare Alternativen wie Flash gibt, die nach heutigem Kenntnisstand ebenfalls barrierefrei eingesetzt werden können – die aber auch bei liberaler Auslegung keine Markup-Sprachen sind?

Wie können Sie das testen?

Hier hilft das Gelernte von Anforderung 1: Schalten Sie sämtliche Inhalte einer Seite ab, die nicht (X)HTML sind und überprüfen Sie, ob der Sinn und Zweck der Seite noch transportiert wird und der vollständige Inhalt noch vorhanden und wahrnehmbar ist und alle Funktionen bedienbar sind. Dies betrifft nicht nur Techniken wie Java, Flash oder JavaScript, auch in Bildern können sich wesentliche Inhalte verstecken, die sich ohne diese Bilder nicht mehr erschließen lassen, wenn keine adäquaten Alternativen bereitgestellt werden.

Bitte beachten Sie: um bewerten zu können, ob man ein vergleichbares Resultat mit HTML und CSS statt eines Bildes erreicht hätte sind mehr als Grundkenntnisse in diesen Sprachen unerlässlich.

Bei einer Sichtkontrolle ist es unter Umständen nicht möglich, auf Anhieb zwischen echtem Text und Schriftgrafiken zu unterscheiden. Auch hier helfen Werkzeuge wie WAVE oder die schon öfter erwähnte Web Developer Toolbar: der Befehl ›Outline Images‹ hebt sämtliche Bilder einer Seite hervor, ›Disable Images‹ hingegen lässt sie verschwinden. Der Befehl ›View Image Information‹ wiederum öffnet eine neue Seite mit einer tabellarischen Übersicht sämtlicher Bilder einer Seite inklusive ihrer Alternativtexte.