BITV Reloaded – Anforderung 13
Bedingung 13.1: Eindeutige Linktexte (Prio. 1)
»Das Ziel jedes Hyperlinks muss auf eindeutige Weise identifizierbar sein.«
Was heißt das?

Gemäß dieser Bedingung muss der Text eines Hyperlinks auch ohne seinen Satzzusammenhang noch zuverlässige Aussagen über das Ziel des Links machen. Der Hintergrund für diese Bedingung ist, dass einige Hilfsmittel die Links einer Seite zusammenfassen und getrennt darstellen können. Wenn Ihre Links nicht eindeutig benannt sind, sind sie mit diesen Funktionen nur eingeschränkt brauchbar.
Besonders wichtig ist dies auf Seiten, die eine verteilende Funktion haben und die der allgemeinen Orientierung innerhalb eines Angebots dienen, also z.B. eine Startseite, ein Inhaltsverzeichnis oder eine Sitemap. Links in Navigationsleisten erfordern ebenfalls eine strikte Anwendung dieser Bedingung, da die Vermittlung des Linkziels der eigentliche Zweck einer Navigationsleiste ist.
Was heißt das nicht?
Weniger sinnvoll ist diese Bedingung für Links im eigentlichen Inhalt eines Angebots, also zum Beispiel in Fließtexten. Das World Wide Web ist ein Hypertext-basiertes Medium und die Verlinkung aus dem Kontext heraus ist eine der wichtigsten Grundlagen des Web. Hier liegt es in der Natur der Dinge, dass Links oftmals nur im Kontext sinnbildend sein können. Für den Nutzer ist es keine besondere Erschwernis, sich im Kontext eines Links zu orientieren und aus dem umgebenden Text Schlüsse zu ziehen, wohin der Link zeigt. Dazu gehört auch, dass mehrere Links mit den gleichen Linktexten auf unterschiedliche Ressourcen zeigen dürfen, wenn sich der Unterschied aus dem Kontext ergibt.

Die hin und wieder im Netz zu findende Argumentation, dass sich blinde Nutzer vornehmlich und in Ermangelung anderer Mittel anhand von Linklisten innerhalb einer Seite orientieren, können wir nicht folgen. Abgeleitet wird dies aus der in den Techniken zur WCAG 1.0 beschriebenen Annahme, dass Links zur Orientierung in einer Seite geeignet seien – eine ausgesprochen fragwürdige Annahme: Links beschreiben von Ihrer Natur her nicht die Seite, in der sie eingebettet sind (und schon gar nicht deren Struktur), sondern verweisen auf andere Ressourcen jenseits der aktuellen Position im Inhalt. Zudem stehen dem nicht-sehenden Nutzer durch Überschriften (vgl. BITV 3.5) und andere Strukturelemente (vgl. BITV 3.6 und 3.7) genügend und vor allem geeignetere Mittel zur Verfügung, um sich einen Überblick über die Inhalte zu verschaffen, der dem visuellen ›Überfliegen‹ einer Seite durch den sehenden Benutzer adäquat ist.
Weitergehende Eigenschaften wie der Dateityp eines verlinkten Dokumentes sollten entweder im Zusammenhang mit dem Link erwähnt bzw. per Icon angezeigt werden oder mit zusätzlichen Attributen des Links kenntlich gemacht werden. Die Anzeige des Universal-Attributs title
ist jedoch in vielen Benutzeragenten optional und in grafischen Browsern bei reiner Taststurbedienung generell nicht zugänglich. Das Attribut zur Definition eines Mime-Types einer verlinkten Ressource (a href="foo.pdf" type="application/pdf">
…) wird wiederum nach unserem Wissenstand von assistiven Programmen nicht ausreichend unterstützt.
Wie können Sie das testen?
Die Mozilla Accessibility Extension für Firefox und Verwandte bietet zu diesem Zweck den Befehl ›Links‹ im Menü ›Navigation‹. In einem Dialog werden sämtliche Links einer Seite in Listenform angezeigt; zusätzlich werden weitere Informationen wie eventuelle title
-Attribute zur Differenzierung, Linktyp (Protokolle wie mailto:
), die Tabreihenfolge und der URL aufgelistet.