BITV Reloaded – Anforderung 11
Bedingung 11.2: Verzicht auf veraltete Elemente und Attribute (Prio. 1)
»Die Verwendung von Funktionen, die durch die Herausgabe neuer Versionen überholt sind, ist zu vermeiden.«
Was heißt das?
Älteren Auszeichnungssprachen wie HTML 3.2 ist damit die Geschäftgrundlage entzogen, da es mit HTML 4.01 und XHTML 1.x bereits seit längerem neuere und modernere Version gibt. Diese Bedingung gilt insbesondere für Dinge aus älteren HTML-Versionen wie font>
und ähnliche Elemente, die in HTML 4 als deprecated (sinngemäß: veraltet) gekennzeichnet sind oder gar nicht mehr spezifiziert sind. Ebenso gilt diese Bedingung für veraltete Attribute, mit denen Struktur und Aussehen vermischt wird, wie zum Beispiel Attribute mit Angaben zur Gestaltung von Inhalten (z. B. bgcolor
, hspace
, vspace
u.v.m.), die besser im CSS Ihrer Seiten aufgehoben sind. Diese Elemente und Attribute sind zwar in HTML 4 Transitional und Frameset noch spezifiziert, nicht jedoch in der Variante Strict und sie werden in zukünftigen Versionen von HTML sicherlich ganz entfallen.
Übrigens: entgegen landläufiger Meinung sind die Elemente B
und I
nicht veraltet (deprecated), sondern sie sind aus gutem Grund nach wie vor Bestandteil der HTML-Spezifikation, und dies sogar in der Variante Strict.
Die folgenden Elemente sind veraltet, an ihrer Stelle sollte CSS verwendet werden, mit dem man identische oder in vielen Fällen sogar bessere Effekte erzielen kann: BASEFONT
, CENTER
, FONT
, S
, STRIKE
und U
. Ebenfalls veraltet sind die folgenden Elemente, an Ihrer Stelle sollten neuere Elemente benutzt werden, die wir in Klammern dahinter aufgelistet haben: APPLET
(→ OBJECT
), DIR
(→ UL
), ISINDEX
(→ INPUT
) und MENU
(→ UL
).
Wie können Sie das testen?
Bei den Tests zu dieser Vorgabe helfen Online-Werkzeuge wie der W3C-Validator: viele Hilfen zur Barrierefreiheit wurden erst mit der Version 4 in die Seitenbeschreibungssprache HTML eingeführt. Wenn der Validator bei der Überprüfung Ihrer Seiten zu dem Ergebnis kommt, daß es sich um HTML 3.2 oder noch älteres handelt, ist leider einiges an Nacharbeit nötig. Obwohl die Seiten formal nach diesen veralteten Empfehlungen validieren können, sind sie damit noch nicht automatisch auf der technischen Ebene barrierefrei – eher das Gegenteil ist wahrscheinlich der Fall.
Selbst valide Seiten können Elemente und Attribute enthalten, die als nicht mehr zeitgemäß gelten und insofern nicht mehr verwendet werden sollten, da aus ihrer Verwendung heraus Barrieren entstehen können. Wie so oft hilft hier bei der Suche die Web Developer Toolbar für den Firefox: im Menü ›Outline‹ finden Sie den Befehl ›Outline Deprecated Elements‹, der Ihnen die Verwendung veralteter Elemente anzeigt.
Ein weiterer einfacher Test auf die Verwendung veralteter Funktionen ist das Abschalten von Style Sheets. Wenn sich dabei, wie zum Beispiel bei den Seiten der ›Bundesakademie für öffentliche Verwaltung im Bundesministerium des Inneren‹ (BAköV), lediglich die Schriftgröße oder die Linkfarbe ändert, dann stehen zu viele veraltete Formatierungsanweisungen im HTML der Seite und zu wenige im CSS:
Beispiele:
Die Verwendung der W3C-Vorgaben bringt noch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: nicht nur dass Ihre Seiten insgesamt schlanker und damit performanter werden, auch die nachträgliche Pflege wird stark vereinfacht. Ein mit der Pflege einer Website beauftragter Entwickler braucht sich nicht mehr in den individuellen Code des ursprünglichen Programmierers einzuarbeiten, sondern kann sein Wissen der Standard-konformen Entwicklung sofort produktiv einsetzen.
Wenn man mit Entwicklern spricht, die den Schritt zu sauberem Code und den gängigen Maßnahmen zur Barrierefreiheit vollzogen haben, hört man immer wieder die selben Antworten: der Lernaufwand ist zwar zunächst vielleicht hoch, vor allem, weil man einige Gewohnheiten ablegen und mühsam erworbenes Wissen um verschachtelte Tabellen-Layouts ›entlernen‹ muß. Aber trotzdem bereut kaum jemand diesen Schritt, da er ein wesentlich einfacheres, strukturierteres Arbeiten ermöglicht.