BITV Reloaded – Anforderung 1: Äquivalente Alternativen

Bedingung 1.5: Textlinks für clientseitige Imagemaps (Prio. 2)

»Für jede aktive Region einer clientseitigen Imagemap sind redundante Texthyperlinks bereitzustellen.«

  • BIENE
  • WCAG 1
  • WCAG 2.0

Was heißt das?

Kontrovers

Wie bei den in Bedingung 1.2 genannten serverseitigen Imagemaps geht es auch hier um die Verarbeitung einer Interaktion mit pixelgenauen Koordinaten bei IMG-Elementen. In dieser Bedingung geht es um die clientseitigen Imagemaps, die unmittelbar im Browser ausgewertet werden, ohne dass dazu ein entfernter Server befragt werden muss. Der Browser entscheidet aufgrund der im HTML der Seite oder Anwendung per MAP hinterlegten Koordinaten (AREA), welche Aktion auf einen Klick folgen soll.

Im Gegensatz zu den serverseitigen Varianten bieten clientseitige Imagemaps aus Sicht der Barrierefreiheit den Vorteil, per Tastatur bedienbar zu sein, da die aktivierbaren Regionen einer Grafik oder eines Bildes echte, im HTML-Dokument enthaltene Hyperlinks sind. Um jedoch in den unterscheidlichen Ausgabeformen wahrnehm- und bedienbar zu sein, benötigt man zusätzliche Angaben, was in der ausgewählten Region dargestellt wird, bevor der Nutzer den Link aktiviert. Hierzu ist in HTML das alt-Attribut für das Element AREA zwingend vorgeschrieben.

Da man jedoch nicht davon ausgehen kann, dass alle Nutzer einen direkten Zugriff auf diese (versteckten) Angaben haben, verlangt die BITV hier die Bereitstellung von redundanten Texthyperlinks. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass die Funktionen auch dann verständlich und bedienbar sind, wenn eine unmittelbare Interaktion mit der Imagemap selbst nicht möglich ist, da zum Beispiel ein User Agent die Alternativtexte der aktiven Regionen (vgl. Bedingung 1.1) nicht ausgibt.

Beispiele:

Ein einfaches Beispiel ist eine Weltkarte, in der die einzelnen Kontinente als aktive Links definiert sind. Hierbei gibt es einen begrenzten Satz an Auswahlmöglichkeiten (nämlich genau sieben) – diese lassen sich ohne weiteres als zusätzliche Textlinks in der Nähe der Weltkarte hinterlegen.

Wenn wir in dieser Karte auf Länderebene hinuntergehen, so stoßen wir schnell an die Grenzen des Konzept der redundanten Texthyperlinks:

  • Die Vereinten Nationen haben zurzeit 192 Mitgliedsländer – diese müssten neben einer klickbaren Imagemap allesamt in einer zusätzlichen Liste verzeichnet werden.
  • Die Kartenausschnitte der bekannten Anwendung Google Maps belegen bei einer Fenstergröße von 800 × 600 Pixel eine Fläche von ca. 450 × 500 Pixel. Da jedes dieser Pixel eine aktivierbare Region darstellt, verfügt eine solche Karte über 225.000 »aktive Regionen«. Zur Erfüllung der Bedingung 1.5 müssten diese allesamt redundant nachgebildet werden – ein schier unmögliches Unterfangen, dass zudem keinem Nutzer helfen würde.

Bei komplexen Imagemaps, insbesondere wenn es sich um Landkarten handelt, ist diese Bedingung der BITV nur sehr begrenzt erfüllbar. So meint das eigentlich zur strikten Einhaltung der BITV verpflichtete Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) zum Thema Barrierefreiheit: »Bei der Erstellung dieser Seiten wurden die Vorgaben der BITV […] so weit wie möglich umgesetzt. Grenzen der Barrierefreiheit liegen beispielsweise bei der Darstellung von Landkarten.«

Wie können Sie das testen?

'Screenshot einer Imagemap von SELFHTML mit den Einstellungen der Webdev-Toolbar

Ohne den Blick in den Quelltext oder das Durchklicken einer Seite lässt sich kaum feststellen, ob Imagemaps Verwendung finden. Hier hilft die Web Developer Toolbar für Firefox: im Menü »Outline« finden Sie den Befehl »Outline Custom Elements« – wenn Sie hier MAP eintragen, werden Imagemaps mit einer frei definierbaren Farbe umrandet und sind so leichter aufzufinden. So lässt sich überprüfen, ob es zu den Regionen der Imagemap zusätzliche Texthyperlinks gibt. Übrigens können alle diese Einstellungen dauerhaft vorgenommen werden, sodaß Sie sich in der Toolbar ihre eigene Testumgebung konfigurieren können, die dann auf alle neu geladenen Seiten angewendet wird.