BITV Reloaded – Anforderung 1: Äquivalente Alternativen
Bedingung 1.3: Audiodeskription für Videos (Prio. 1)
Für Multimedia-Präsentationen ist eine Audio-Beschreibung der wichtigen Informationen der Videospur bereitzustellen.«
Was heißt das?
Audio-Beschreibungen, oder um beim eigentlichen Fachterminus zu bleiben, Audiodeskriptionen sollten angeboten werden, wenn sich Sinnzusammenhänge und Inhalte nicht alleine aus den akustischen Informationen eines Videos erschließen. In dieser Bedingung geht es im Gegensatz zur folgenden Bedingung 1.4 ausschliesslich um stark sehbehinderte und blinde Nutzer, denen unter Umständen wesentliche Informationen vorenthalten bleiben, wenn diese rein visuell dargestellt werden.
Beispiele:
In den klassischen Medien werden Audiodeskriptionen auf einer zusätzlichen Tonspur z. B. in Spielfilmen eingesetzt, um szenische oder atmosphärische Informationen zu transportieren. Ein Erzähler führt den Hörer durch den Film und versorgt ihn mit Informationen, die bei rein auditiver Wahrnehmung verborgen blieben. Die Schwierigkeit besteht hier, diese so mit den bewegten Bilder zu synchronisieren, dass eventuell gesprochener Text nicht überlagert wird. Die weitaus meisten Videos im Web fallen sicher nicht in die Kategorie »abendfüllender Spielfilm«, sondern sind eher kurze Stücke, in denen üblicherweise alles wesentliche gesagt wird – diese Videos sind somit zumindest für Blinde und Sehbehinderte allgemein gut zugänglich.
Anders sieht es im Bereich der webbasierten Lerninhalte (e-Learning) aus. Immer mehr Universitäten bieten Ihre Vorlesungen auch im Netz an. Wenn nun z. B. Vortragsfolien, Animationen, aber auch Textinhalte in der Multimedia-Präsentation so umgesetzt sind, dass die Inhalte zwar zu sehen, aber nicht zu hören sind, besteht Handlungsbedarf im Sinne dieser Bedingung.
Wie können Sie das testen?
Die Art des Tests hängt von den jeweiligen Inhalten und deren Quellen, der verwendeten Technik und dem verwendeten Format bzw. Abspielprogramm (Player) ab. Die separate Tonspur ist in vielen Playern optional an- und abschaltbar, diese setzen jedoch meist auf eine proprietäre Technik und schliessen sich gegenseitig aus. Das wiederum vom W3C standardisierte SMIL-Format für die Integration von synchronisiertem Multimedia wird nur von einem Teil der Player unterstützt. Microsoft hingegen hat mit SAMI eine eigene Spezifikation zur Erstellung von Audiodeskriptionen und Untertiteln eingeführt.
Ein Problem besteht in der Abgrenzung der Inhalte und der Definition des Begriffs »Videospur«. Einige Video- und Multimediaformate können beliebige andere Quellformate einbetten; so können in QuickTime HTML- oder RTF-Texte geladen werden, in einen Windows Media Stream können Powerpoint-Präsentationen aus externen Quellen eingebettet werden, und in beiden Formaten kann die Synchronisation und Interaktion über Skripte und Sprungmarken gesteuert werden. Der RealPlayer nutzt hierfür den SMIL-Standard des W3C, diese Dateien sind dann auch mit dem Windows Media Player ab Internet Explorer 5.5 benutzbar.
Ob und wie man an die Audiodeskriptionen herankommt ist von Player zu Player unterschiedlich; in Apples QuickTime Player sind diese nur in der kostenpflichtigen Pro-Version verfügbar. Dazu kommen die Möglichkeiten von Flash, das sowohl als einfacher Container für Videos dienen kann, aber auch eigenständige multimediale Inhalte ermöglicht, bei deren Gestaltung keine Grenzen gesetzt sind. Aufgrund der Vielzahl von Variablen ist es kaum möglich, eine knappe und bündige Testanleitung zu schreiben.